„Der höchste Sinn im engsten Raum“ Münzen – Siegel – Wappen
Der Titel der Ausstellung greift einen Vers aus Goethes Gedicht ‚Segenspfänder‘ auf, mit dem im West-Östlichen Divan orientalische Siegelringe besungen werden. Goethes Vers passt hervorragend auch auf Münzen, Siegel und Wappen des Abendlands, da diese kleinen Symbolträger mehr über vergangene Zeiten verraten, als man zunächst annehmen mag. Der sozial- und wirtschaftshistorische sowie der kunstgeschichtliche Quellenwert solcher Zeugnisse ist enorm. Damit nimmt ihre Erforschung durch die Historischen Grundwissenschaften der Münz-, Siegel- und Wappenkunde eine zentrale Stellung innerhalb der Geschichtswissenschaft ein.
Die interdisziplinäre Projektgruppe „Leipziger Sammlungsinitiative“ trägt diesem hohen Stellenwert historischer Objekte Rechnung. Durch die Integration verschiedener Sammlungsgegenstände in den universitären Lehrbetrieb wird ein verstärkter Praxisbezug der akademischen Lehre ermöglicht. Die hier präsentierte Ausstellung wurde von Studierenden im Rahmen eines Seminars zu den Historischen Grundwissenschaften im Wintersemester 2013/14 entwickelt.
Die Ausstellung ist bis zum 22. Juni 2013 täglich von 10–18 Uhr geöffnet.
Der Eintritt ist frei.
Faltblatt zur Ausstellung [PDF]
Vitrinenfoto: Thomas Fripon
Ausstellungsposter: Oliver Sommer
Themen der Ausstellung
- Münzen – Siegel – Wappen
- „Der höchste Sinn im engsten Raum“ Münzen – Siegel – Wappen
- Themen der Ausstellung
- Von Pfennigen, Groschen und Medaillen – Numismatik
- Goldmünze des merowingischen Königs Charibert II.
- Brakteat Heinrich des Löwen (1142–1195)
- Groschen des Kurfürsten Friedrich III. & der Herzöge Johann, des Beständigen & Georg, des Bärtigen von Sachsen
- Grosso Papst Alexanders VI. (1492-1503)
- Medaille Friedrichs II. auf den Sieg bei Prag 1757
- Mit Brief und Siegel – Sphragistik
- Wappnet Euch! – Heraldik
- Wappenbrief für Johannes Rüd
Goldmünze des merowingischen Königs Charibert II. (629–632)
Goldmünze des merowingischen Königs Charibert II.
Die Münze ist ein sog. Tremissis, die typische Goldmünze in der 1. Hälfte des 7. Jahrhunderts. Auf der Vorderseite zeigt sie ein rechtsblickendes, von einem Diadem bekränztes Herrscherporträt, umgeben von der Umschrift, die den Münzmeister Maximinus - [MA]XIMIN – VS M(onetarius) – nennt. Auf der Rückseite befindet sich ein Kelch mit Henkeln auf beiden Seiten und einem aufgesetzten Kreuz. Die Umschrift nennt den Namen des Königs: CHARIBERTVS REX (König Charibert).
Charibert II. (reg. 629-632), Sohn Chlothars II. (613-629) und jüngerer Halbbruder Dagoberts I. (629-639), war Unterkönig von Aquitanien. Die Münzprägung des Königs ist nur durch wenige Goldmünzen überliefert. Sie stammen aus der Münzstätte Banassac in Südfrankreich (Departement Lozère), für welche auch die beschriebene Bildmotivik typisch ist. Der hier genannte Münzmeister Maximinus ist nur durch Münzen aus dieser Münzstätte bekannt. Nach der Gewohnheit vieler in Diensten der Merowinger stehenden Münzmeister, den eigenen Namen mitzuprägen, heißen solche Münzen auch Monetarmünzen (monetarius = Münzmeister).
Brose, Marc
Brakteat Heinrich des Löwen (1142–1195)
Der sog. Thronpfennig oder auch "Thronbrakteat", der zwischen 1160–1180 geprägt wurde, verkörpert den Herrschaftsanspruch Heinrichs des Löwen.
Thronend auf einer Stadtarchitektur, mit geschultertem Schwert und Lilienzepter, zwischen zwei Torelementen, blickt der Herzog barhäuptig und mit Tunika und Mantel bekleidet auf den Betrachter. Darunter sind je zwei Löwen abgebildet. Die Umschrift nennt Heinrich als Münzherren: [+ IEIN]RIC LEOEL DUX HEINRICS [O LEO A] (Herzog Heinrich der Löwe).
Die Besonderheit der sog. Brakteaten ist, dass die Münzen aus so dünnem Silber gefertigt sind, dass die Prägung mittels eines Stempels negativ auf der Rückseite erscheint.
Zeit seines Lebens versuchte Heinrich der Löwe (1142-1195), verwandt mit dem damaligen staufischen Kaiser Friedrich I. "Barbarossa" (1152-1190), seinen Herrschaftsbereich auszudehnen. Als Herzog von Sachsen und Bayern konnte der Welfe seinen Anspruch über weite Teile des damaligen Reiches geltend machen. Das sonst gute Verhältnis zwischen Kaiser und Herzog brach ein, als Heinrichs Onkel, Welf VI. (1115–1191), Friedrich bei einer Ländereiübernahme bevorteilte. Die für den Kaiser so wichtige militärische Unterstützung wurde ab diesem Tage von Heinrich verweigert, was nicht ohne Folgen blieb. So musste Heinrich, infolge der nun ausbleibenden Gunst des Kaisers, einen deutlichen Machteinschnitt hinnehmen.
In allen kriegerischen Auseinandersetzungen war die Burg Dankwarderode in Braunschweig seine Festung. Die Stadt hatte unter der Herrschaftszeit des Herzogs einen Aufstieg zu einem Residenzort erfahren, so fungierte sie u. a. auch als Münzprägestätte des Löwen.
Wegel, Felix
Groschen des Kurfürsten Friedrich III. & der Herzöge Johann, des Beständigen & Georg, des Bärtigen von Sachsen
Der in der Ausstellung gezeigte Groschen ist, wie die Umschrift auf der Rückseite verrät, ein „Neue[r] Groschen der Herzöge von Sachsen“.
Die Vorderseite zeigt einen Engel, der einen Schild hält, darauf auf geteiltem Grund zwei gekreuzte Schwerter. Der abgebildete Engel wurde zum Namensgeber für diesen Münztypus. Die Umschrift lautet: T•FRIDERICVS•IOHANNES•GEORGIVS•. Auf der Rückseite ist ein 5-feldiger Wappenschild – ein sog. Herzwappen – zu sehen. Es ist wie folgt aufgebaut: 1. Herzstelle: ein neunmal geteiltes Wappen darüber ein Rautenkranz (Herzogtum Sachsen), 2. Hauptschild: Platz 1: Löwe (Markgrafschaft Meißen), Platz 2: Adler (Pfalzgrafschaft Sachsen), Platz 3: zwei Pfähle, auch Landsberger Pfähle genannt (Markgrafschaft Landsberg), Platz 4: Löwe (Landgrafschaft Thüringen). Die Umschrift lautet: T•GROSSVS•NOVVS•DVCVM•SAXONIE•. Der Groschen wiegt 4,73 g und besitzt einen Durchmesser von knapp 30 mm. Zum Vergleich: Die aktuelle 10 Cent Münze wiegt 4,10 g und hat einen Durchmesser von 19,75 mm.
Mit der Leipziger Teilung von 1485 wurde das Fürstenhaus der Wettiner in die Albertinische und die Ernestinische Linie aufgeteilt. Neben der Aufteilung des Herrschaftsgebiets zwischen Albrecht III. und Ernst war die gemeinsame Münzprägung, die mit einer kleinen Unterbrechung zwischen 1530 und 1533 bis 1548 erhalten blieb, ebenfalls Bestandteil der Vereinbarung zur Teilung. Zwischen 1508 und 1525 ließen Kurfürst Friedrich III., Herzog Johann der Beständige und Herzog Georg der Bärtige den Engelsgroschen unter gemeinsamer Münzherrschaft in Buchholz prägen.
Rauch, Theresa
Grosso Papst Alexanders VI. (1492-1503)
Der Groschen (ital. Grosso) Papst Alexanders VI. zeigt auf der Vorderseite das Wappen der Familie Borgia, darüber zwei gekreuzte Schlüssel mit Tiara. Die Umschrift nennt den Amtsträger: ?ALEXANDER ? – ? VI ? PONT(ifex) ? MAX(imus) ?. Auf der Rs. sind die Heiligen Paulus (rechts) - mit Heiligenschein, langem Bart, Schwert in der Rechten und Buch in der Linken - und Petrus (links) - mit Heiligenschein, kurzem Bart, Schlüssel (des Himmelreiches) in der Rechten und Buch in der Linken - abgebildet. Die Umschrift lautet: ?S(anctus)?PAVLVS? – ?S(anctus)? – ?PETRVS? – ?MARCI?.
Ab wann sich die päpstliche Münzprägung etablierte, lässt sich mit absoluter Sicherheit nicht sagen. Die Mehrheit der Numismatiker hält eine solche Etablierung im Pontifikat Hadrians I. (772–795) für wahrscheinlich. Gesichert ist, dass zwischen 772–983 die Päpste nicht eigenständig, sondern immer zusammen mit dem Kaisern Münzen prägten. Derweil kann eine Prägetätigkeit zwischen dem 11. und 13. Jh. nicht belegt werden. Erst mit Bonifaz VIII. (1295–1303) und den Avignonesischen Päpsten setzt diese wieder ein. Ab der Einführung des ‚ducato papale‘ unter Eugen IV. (1431–1447) behaupteten dann die Nachfolger Petri die alleinige Währungshoheit über Rom – mit drei kleinen Unterbrechungen – bis zum Ende des 19. Jh.s.
Kornemann, Ivonne
Medaille Friedrichs II. auf den Sieg bei Prag 1757
Die in der Ausstellung präsentierte Medaille zeigt auf der Vorderseite das nach rechts gewandte Brustbild Friedrichs II., des Großen, belorbeert und geharnischt. Die Umschrift lautet: FRIDERIVS MAGN(us).D(ei).G(ratia).REX BORVSS(orum).EL(ectoris).BRAND(enburgensis).DVX SILES(iae) ET(c) (Friedrich der Große von Gottes Gnaden König in Preußen und Kurfürst von Brandenburg, Herzog von Schlesien etc.).
Auf der Rückseite befindet sich eine detailreiche Abbildung: Ein Engel (Victoria) schleudert, mit Blitzen in der Rechten und einem mit VICTORIA/FRIDERI/CI MAGN(i) beschrifteten Schild in der Linken, einer vor ihr knienden, weiblichen Person (Bohemia = Böhmen) die Krone vom Kopf. Daneben ist eine Ansammlung von Kriegsbeute zu sehen, u. a. zwei Fässer mit der Aufschrift ALBIS [FL] und MOLDA. Sie verweisen auf die Flüsse Unterelbe und Moldau. Der Hintergrund gibt eine Landschaft wieder. Im Absatz steht: AVSTIR•EXERC• PROPE•PRAG•[F]VNDIT/GÆSO ET PRAGA OBSESSA/VI MAJI MDCCLVII (Er schlug bei Prag das österreichische Herr in die Flucht und belagerte Prag mit dem Spieß). Die Umschrift lautet: FAMA•PRVDENTIA ET VIRTVTE (Ruhm durch Klugheit und Tapferkeit).
Medaillen sind münzähnliche Erinnerungsstücke ohne gesetzliche Zahlkraft, die von der Numismatik mit behandelt werden. Unsere Medaille gedenkt der erfolgreichen Schlacht bei Prag am 6. Mai 1757, bei der der Preußenkönig über das österreichische Heer siegte. Bei dem vorliegenden Objekt handelt es sich wohl um die Kopie eines unbekannten Medailleurs, der das Werk Johann Georg Holtzheys, Münzmeister in Zeeland, nicht exakt imitierte. So steht z. B. am Ende der ersten Zeile des Absatzes ‚EVNDIT‘, richtig müsste es aber ‚FVNDIT‘ (er schlug in die Flucht) heißen.
Jacholke, Dominique
Papstbulle Innozenz‘ III.
Auf der Vorderseite der Bulle Innozenz‘ III. (1198–1216) – dem sog. Namensstempel – ist in einem Perlkreis zu lesen: INNO/CENTIVS/•P(a)P(a)•III. Die Rückseite – der sog. Apostelstempel – zeigt in einem Perlkreis die Köpfe der beiden Heiligen Paulus und Petrus, die zusätzlich von je einem weiteren Perlkreis umgrenzt werden. Zwischen den beiden Heiligen ist ein Kreuz zu sehen, darüber steht: S(anctus) PA(ulus) S(anctus) PE(trus).
Innerhalb der Sphragistik besitzen die Papstbullen eine hervorgehobene Stellung, da sich ihre Verwendung seit dem 8. Jh. nachweisen lässt. Das äußere Erscheinungsbild war bis zum 11. Jh. nicht festgelegt. Ab der Zeit Papst Paschalis‘ II. (1099—1118) hat sich das hier gezeigte Aussehen herausgebildet. An den Urkunden wurden die Bullen entweder mittels Hanffäden (cum filio canapis) – Urkunden mit Rechtsentscheidungen – oder mittels Seidenfäden (cum filio serico) – Gnadenbriefe – angebracht.
Innozenz III. gilt als einer der bedeutendsten Päpste des Mittelalters. So fallen zum Beispiel in sein Pontifikat der deutsche Thronstreit von 1198, der 4. Kreuzzug und die damit verbundene Eroberung Konstantinopels sowie die Unterzeichnung der Magna Charta. Darüber hinaus erkannte er die Franziskaner als Ordensgemeinschaft an. Den Höhepunkt seiner Amtszeit bildete das IV. Laterankonzil im Jahre 1215, das eine der größten Kirchenversammlungen des Mittelalters war.
Stolze, Maxi
Frauensiegel der Agnes Gertrud von Habsburg, Herzogin von Sachsen-Wittenberg ( ca. 1257-1322)
Thronendes Damensiegel aus ungefärbtem Wachs, Ø 66,2 mm, belegt von 1296 bis 1301, Urkunde vom 18. September 1301, Dipl. XVIII.
Das Siegelbild zeigt eine thronende Frauengestalt, die von zwei Wappen flankiert wird. Zu ihrer Rechten befindet sich das Wappen des Herzogtums Sachsen. Der Rautenkranz, der üblicherweise von heraldisch rechts oben nach heraldisch links unten verläuft, erscheint hier spiegelverkehrt gewendet. Zu Agnes‘ Linken zeigt sich das Wappen der ehemaligen Grafschaft Brehna, die Albrecht II. 1290 erhalten hatte. Die Umschrift ist durch die starke Beschädigung nicht lesbar.
Mit dieser thronenden Darstellung verdeutlichte die Siegelinhaberin ihren hervorgehobenen Rang, da eine solche Darstellung in der Regel nur Königinnen und Kaiserinnen vorbehalten war, bei den Damen des Hochadels jedoch seltener zu finden ist.
Agnes Gertrud von Habsburg, die Tochter Rudolfs I. von Habsburg (1218-1291), war verheiratet mit Albrecht II. von Sachsen-Wittenberg (um 1250-1298), der 1298 an den Folgen einer Kriegsverletzung starb. Daher wurde der gemeinsame älteste, aber unmündige Sohn, Rudolf I. (um 1284-1356), zum Herzog ernannt. Aufgrund dieser Unmündigkeit übernahm seine verwitwete Mutter die Herrschaftsführung bis zu seiner Volljährigkeit 1302. In dieser Zeit besiegelte Agnes die Rechtsgeschäfte mit ihrem eigenem Siegel.
Wendt, Anna
Reitersiegel des Kurfürsten August I. von Sachsen.
Das hier präsentierte Hauptsiegel des sächsischen Kurfürsten Augusts I. (1553–1586) zeigt einen gewappneten Reiter mit Helm und Helmzier. In seiner Rechten hält er eine Flagge, darauf befindet sich das Zeichen des Reichsmarschallamtes. Den Reiter umgeben 5 Wappen. Im Hintergrund sind Säulen dargestellt. Um das Siegelbild verläuft eine doppelzeilige Umschrift, die von acht Wappen unterbrochen wird. Von außen nach innen ist zu lesen: •S(igilum) AVGVSTI – D(ei)•G(ratia) DVCIS – •SAXONIÆ – •S(acri)•ROMANI – •IMPERII – •ARCHI – MAR(E)SCAL(li) – ELECTO(ris):/LANTGR(avii) – THVRIN(giae) – MARCH(gravii) – •MISNIÆ – •ET•BVRG – GRAVII• – MAGDE – BVRGEN(sis)• (Siegel Augusts von Gottes Gnaden Herzog von Sachsen, des Heiligen Römischen Reiches Erzmarschall und Kurfürst, Landgraf von Thüringen, Markgraf von Meißen und Burggraf von Magdeburg). Die Wappen, die die Umschrift teilen, stehen für die folgenden Herrschaften: 1. Herzogtum Sachsen, 2. Landgrafschaft Thüringen, 3. Pfalzgrafschaft Sachsen, 4. Markgrafschaft Meißen, 5. Grafschaft Landsberg, 6. Herrschaft Pleissen, 7. Pfalzgrafschaft Thüringen, 8. Grafschaft Orlamünde. Die fünf Wappen des Siegelbildes stehen für (im Uhrzeigersinn): 1. die Grafschaft Brehna, 2. Regalienschild, 3. die Burggrafschaft Magdeburg, 4. nicht identifizierbar, 5. die Grafschaft Altenburg.
Der Reiter auf dem Siegelfeld repräsentiert August von Sachsen, der 1553 nach dem unerwarteten Tod seines Bruders Moritz (1541–1553) die Kurwürde übernahm. Bemerkenswert erscheint die Vielzahl der Wappen, die die verschieden Herrschaften des Kurfürstentums Sachsen veranschaulichen.
Durch eine geschickte Berechnung aus Eroberungspolitik, Verhandlungen und Geldgeschäften schaffte es August, den von seinem Bruder geschaffenen Territorialstaat zu festigen und zu erweitern. Darüber hinaus war seine Herrschaft von der Förderung der Landwirtschaft und der Einführung finanzieller Verbesserungen für den Staatshaushalt geprägt. Diese geschickte Geldpolitik ermöglichte einen damals verhältnismäßig hohen Staatsschatz von ca. 700.000 Gulden, der das Fundament für die kunst- und naturwissenschaftlichen Sammlungen am Dresdner Hof bildete.
Zoschke, Robert
Wappenbrief für Johannes Rüd
Die Urkunde beginnt mit der sog. Intitulatio, der Nennung des Ausstellers. Es folgt die Autorisation, d. h. die Angabe des Rechtsdokumentes, auf dem die Befugnisse des Ausstellers beruhen. Da heißt es: Im Jahre 1363 erhielt der damalige Hofpfalzgraf Johannes Amadi von Karl IV. (1346–1378) das kaiserliche Privileg, Wappenbriefe auszustellen. Sodann im Jahre 1571 übertrug Ferrandus Amadi seine Hofpfalzgrafenwürde und somit das Privileg auf Paulus Melissus.
Erst jetzt werden der eigentliche Empfänger, der Kirchendiener Johannes Rüd und der Beweggrund genannt. Dann folgt eine ausführliche Beschreibung des Wappens, das auch in der Mitte der Urkunde abgebildet ist. Mangels einheitlicher heraldischer Terminologie, die sich erst im 17. Jh. etablierte, sind frühere Wappenbeschreibungen oft fehlerhaft und ohne Abbildung unverständlich. Das hier dargestellte Vollwappen – bestehend aus Schild, Helm, Helmdecke und -zier – lässt sich wie folgt blasonieren: Auf schwarz-gold geteiltem Schild ein rotgezungter, springender Windhund in Silber. Auf dem Helm mit schwarz-goldener Decke zwei schwarz-goldene übereckgeteilte Büffelhörner, dazwischen ein rotgezungter silberner Windhundrumpf.
Anschließend wird erläutert, wer als führungsberechtigt anzusehen war und welche Möglichkeiten es für den Gebrauch gab. Dem folgt die Strafandrohung, die sog. Sanctio, die den Missbrauch des Wappens durch Dritte verbot. Abgeschlossen wird die Urkunde mit einem Schlussprotokoll, das neben der Datierung auch die verwendeten Beglaubigungsmittel ankündigt. So heißt es „mein aigen handzaichen hierauf […] vnd mein Insigel […] henken tuen“ (meine eigene Unterschrift hierauf ... und mein Siegel angehängt). Es fehlt aber das Siegel des Hofpfalzgrafen. Deshalb musste dieser Wappenbrief im Jahre 1665 noch einmal notariell beglaubigt werden.
Zimmer, Tobias