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Fast 5 Millionen Euro für Fortsetzung des bundesweiten DFG-Projekts „Handschriftenportal“

Pressemitteilung vom 11. April 2022

In Deutschland existiert ein einzigartiger Bestand an mittelalterlichen und neuzeitlichen Handschriften. Seit 2019 bauen deshalb die Staatsbibliotheken in Berlin und München, die Universitätsbibliothek (UB) Leipzig und die Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel (HAB) ein bundesweites Webportal auf. Im Sommer 2022 soll es nach der ersten Projektphase mit grundlegenden Funktionen online gehen. Gefördert wird das "Handschriftenportal" (www.handschriftenportal.de) durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), die im April 2022 fast 5 Millionen Euro für weitere drei Jahre bewilligt hat. Die nationale Forschungsinfrastruktur wird mit diesem Projekt entscheidend gestärkt.

Die digitale Transformation des nationalen Handschriftenerbes geht weiter. Im deutschsprachigen Raum bewahren und erschließen Bibliotheken und Archive einen weltweit einmaligen Schatz mittelalterlicher und neuzeitlicher Handschriften. Seit 2019 bauen deshalb die Staatsbibliotheken in Berlin und München, die UB Leipzig und die HAB Wolfenbüttel mit Förderung der DFG ein bundesweites Webportal auf. Dieses Handschriftenportal bündelt zentral Informationen zu Handschriften in deutschen Sammlungen. Im April 2022 hat die DFG fast 5 Millionen Euro für weitere drei Jahre dieses innovativen und auf die Bedarfe von Forschung und Sammlungen ausgerichteten Vorhabens bewilligt. Neu in der Projektgruppe ist der Lehr- und Forschungsbereich Information Behavior der Humboldt-Universität zu Berlin, dessen Begleitung eine optimale Nutzbarkeit des neuentwickelten Portals gewährleistet.

Im Sommer 2022 wird das Handschriftenportal nach der abgeschlossenen ersten Projektphase mit grundlegenden Funktionen online gehen. Dazu zählen das Datenverwaltungssystem, eine Importmöglichkeit neuer Daten in großem Umfang sowie eine intuitiv nutzbare Suche und Anzeige. Forscher*innen und die interessierte Öffentlichkeit können dann weltweit ungehindert die kostbaren Manuskripte vergangener Epochen betrachten und den aktuellen Kenntnisstand zu diesen einmaligen Buchobjekten recherchieren. Das Portal stellt in hoher Qualität wissenschaftliche Beschreibungen, Bibliotheksdaten und digitale Reproduktionen der einzigartigen handschriftlichen Kulturzeugnisse Deutschlands bereit. Aktuell sind Forschungsdaten zu bereits mehr als 70.000 Handschriften zu finden, das Portal ist damit der führende Anbieter im internationalen Vergleich.

In der nun bewilligten zweiten Förderphase kann sich das innovative Potenzial des Systems breit entfalten. So werden interaktive Elemente es Fachleuten künftig ermöglichen, das digitale Wissen über die historischen Handschriften anzureichern und kooperativ zu bearbeiten - das Schwarmwissen wird aktiviert.

In Leipzig ist man seit dem Projektstart für die gesamte nutzerseitige Webanwendung verantwortlich und möchte diese nun zu einer leistungsfähigen digitalen Arbeitsumgebung für Wissenschaftler*innen ausbauen. Dies erfolgt auf der Basis des IIIF-Standards, der es ermöglicht, Digitalisate, Metadaten und Annotationen einrichtungsübergreifend maschinell zu verwalten und am Bildschirm zu nutzen. Bei IIIF (International Image Interoperability Framework) handelt es sich also nicht um eine Technologie, die dazu dienen soll, Digitalisate im Internet nur besonders schön darzustellen. Ihre Besonderheit besteht vielmehr darin, die enthaltenen Daten dynamisch für eine weitere maschinelle Verarbeitung anzubieten.

"Dass wir beabsichtigen, mit IIIF eine auf den Prinzipien von Linked Data basierende, kooperative Arbeitsumgebung zu schaffen, begeistert mich sehr und ist eine zentrale Herausforderung unseres Projekts.", so Leander Seige, Leiter des Bereichs Digitale Dienste der UB Leipzig. Dank des IIIF-Frameworks wird es Wissenschaftler*innen möglich sein, neben den Inhalten des Handschriftenportals auch Digitalisate anderer Einrichtungen, ganz gleich ob aus Deutschland oder international, unkompliziert in die Arbeitsumgebung zu übernehmen, diese miteinander zu vergleichen und zu annotieren.

Zusammen mit der BSB entwickelt die UB Leipzig außerdem Beratungsangebote und gegebenenfalls Hostingdienste, um Handschriftendaten von Einrichtungen, die selbst technisch nicht dazu aufgestellt sind, für das Portal und darüber hinaus per IIIF bereitstellen zu können. Die UB Leipzig stellt hier vor allem Dienste für die kleinen und kleinsten Sammlungen in Deutschland mit oft völlig unbekannten und für die Forschung besonders interessanten Handschriften bereit, die meist keine eigene Präsentationsmöglichkeit haben. "Dass wir unsere Services nun auch auf die Präsentation der Digitalisate im Handschriftenportal ausweiten ist ein enormer Fortschritt für Einrichtungen wie kleine Archive, Museen oder kirchliche Bibliotheken, aber natürlich ebenso für die Handschriftencommunity.", so Dr. Christoph Mackert, Leiter des Handschriftenzentrums der UB Leipzig. Das Handschriftenzentrum ist eines von sechs in Deutschland, es unterstützt seit über 20 Jahren Institutionen mit kleinen Handschriftenbeständen in Mitteldeutschland bei der Erschließung und Digitalisierung.

Durch breit angelegte Verknüpfungen wichtiger Inhalte mit Normdaten werden während der neuen Projektphase zudem nicht nur neue Perspektiven auf das Datenmaterial, sondern ebenso Nutzungsszenarien für die Digital Humanities eröffnet. Christoph Mackert betont, dass mit dem Handschriftenportal "die technischen Möglichkeiten moderner Webanwendungen in einer Weise für die Handschriftenforschung nutzbar gemacht werden, wie es auch in anderen Wissenschaftszweigen bisher noch selten der Fall ist".

Caroline Bergter