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Geschichte der Universitätsbibliothek Leipzig 1543–2009

Die Universitätsbibliothek Leipzig ist eine der ältesten Bibliotheken in Deutschland. Die folgende Darstellung konzentriert sich auf die Dienstleistungsfunktion der Bibliothek für die Universität. Eine umfassendere historische Darstellung befindet sich in Vorbereitung.

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Perioden

Die Geschichte der Universitätsbibliothek Leipzig reicht bis ins 16. Jh. zurück, doch ist sie mit der Universität nicht gleichursprünglich. Die Tatsache, dass das Gründungsjahr 1409 der Universität dem Gründungsjahr 1543 der Universitätsbibliothek etwa 270 Semester vorausliegt, bedeutet auch, dass anfangs die Universitätsbibliothek als solche kein entscheidendes Element von Lehre und Forschung war. 1544 wurde im Paulinum – und damit in direkter Nachbarschaft zur Universitätsbibliothek – die Bibliothek der Artistenfakultät (später Philosophische Fakultät) aufgestellt. Bibliotheken der Fakultäten existierten seit der Universitätsgründung. Allerdings konnte die Universitätsbibliothek selbst erst später, und vollends ab dem 19. Jh., exklusiv zur Zentrale der Literaturversorgung werden.
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Erwerbung

Die Universitätsbibliothek Leipzig wurde von Anfang an sowohl von Professoren als auch von Studierenden benutzt, selbst wenn sich Belege für entsprechende Aktivitäten nicht immer erhalten haben. Allerdings weiß man mit Ausnahme einzelner, eher anekdotenhaften Geschichten wenig über die effektive Nutzung. Beispielsweise sind Leihvorgänge nur ganz sporadisch dokumentiert. Aus Verwaltungsakten und diversen Schreiben wird klar, dass die Benutzung bis ins 19. Jh. hinein aus drei wesentlichen Gründen schwach blieb: die Bestände umfassten wenig aktuelle Literatur, sie waren kaum durch umfassende Kataloge recherchierbar und die Aufstellung der Bücher förderte ihre Benutzbarkeit vor Ort nicht. In allen Punkten vollzog sich nach 1833 eine radikale Wandlung, die innerhalb weniger Jahrzehnte dazu führte, dass die Universitätsbibliothek Leipzig zu einem der größten Institute ihrer Art in Deutschland wurde.
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Katalogisierung

Mit dem Schwinden der alten Praxis des Studiums ging im Zuge der modernen Nutzung auch die alte Funktion der Universitätsbibliothek als Anstalt der Sammlung und Bewahrung unter: "Da an der Universität nur gelehrt wurde und außer bei Promotionen keine Prüfungen abgenommen wurden, strebten die wenigstens Studenten die [...] rege Benützung der Bibliotheken an." Im 16. und 17. Jh. wurde diktiert, im 18. Jh. produzierten die Professoren Handbücher (Kompendien) für Vorlesungen, und bis dahin wurden auch Dissertationen meist von den Lehrenden geschrieben und von den Studierenden lediglich verteidigt: Aufs Ganze gesehen, blieb die Bibliothek beim Lehrbetrieb außen vor. Das änderte sich grundlegend in der zweiten Periode.
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Baugeschichte

Räumlich war die Universitätsbibliothek Leipzig seit ihrer Gründung an das Paulinum gebunden, später auch "Mittelpaulinum" genannt: gelegen inmitten des Campus zwischen Universitätsstraße und Augustusplatz, auf den hin sich das Hauptgebäude der Universität öffnete. Die für die Bücher verwendeten Geschosse wurden als Saalbibliothek genutzt, mit Regalen an den Wänden, später vermutlich auch an den im Saal verteilten Säulen. Die funktionale Nutzung des Gebäudeinnern für bibliothekarische Zwecke ist nicht gut belegt, es fehlen Textzeugen und Bilder, die eine genaue Vorstellung der bis 1890 dort zentrierten Büchernutzung geben.
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Bibliothekare

1833 war das Jahr der Professionalisierung der bibliothekarischen Arbeit; an der Spitze der Universitätsbibliothek Leipzig stand von nun an und mit Ernst Gotthelf Gersdorf als erstem Amtsinhaber ein Vollzeitbibliothekar, nicht mehr ein Professor, der das Amt im Nebenberuf ausübte. Übrigens vollzog sich diese Professionalisierung an anderen Orten erst später; die Bibliotheksstatuten in Breslau (1815), Bonn (1819) und Halle (1823) forderten beispielsweise noch Universitätslehrer als Bibliotheksleiter, manchmal sogar auch als Kustoden.
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Für die Zeit ab 1933 gilt für die Universitätsbibliothek, was auch sonst gesellschaftlich durch die regierende Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) Realität wurde: Politische Gegner wurden verfolgt und auch ermordet, als jüdisch ausgegrenzte Mitbürger sukzessiv ihrer Rechte beraubt und ebenfalls an Leib und Leben bedroht. Die als Staat und im Staat machthabende Partei machte ihren Einfluss geltend und sorgte für willkürliche Entscheidungen ohne Rücksicht auf fachliche Verdienste. Die Universitätsbibliothek Leipzig verlor aufgrund der rassistisch angelegten Gesetze für den öffentlichen Dienst wohl nur eine 1938 entlassene Mitarbeiterin, deren wiederaufgefundene Briefe das Bild eines der Zeit entrückten bibliothekarischen Weiterarbeitens zeichnen.
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Mit Wiederöffnung der Universität am 5. Februar 1946 nahm auch die Bibliothek den Ausleihbetrieb wieder auf. Ende 1946 waren die Bestände aus den Auslagerungsorten zurück und ca. 600.000 Bände benutzbar, die Nachfrage blieb jedoch gering; der Jahresbericht 1946 meldet für April bis November etwas über 3.000 im Lesesaal benutzte und ebensoviel nach Hause entliehene Bände. Wegen des Kriegsschadens am Hauptgebäude der Universitätsbibliothek verlagerte sich in den folgenden Jahrzehnten die Nutzung aktueller Literatur vielfach in Instituts- und Sektionsbibliotheken. Viele Wissenschaftler arbeiteten in der DDR-Zeit lieber in der Deutschen Bücherei (gegr. 1913), die auch nach Einbau eines dritten Lesesaals fast immer überfüllt war.
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Nach der Vereinigung der beiden deutschen Staaten wurde mit der nachfolgenden Gründung des Freistaats Sachsen das Ministerium für Wissenschaft und Kultur für die Universitäten zuständig. Es wurden die Sektionen wieder in Fakultäten und Institute umgewandelt, einige ganz geschlossen ("Abwicklung"), andere neu gegründet. 1993 übernahm die Universität in den Bereichen Erziehung, Sport- und Wirtschaftswissenschaft ehemals selbständige Einrichtungen – samt ihren Bibliotheken, darunter auch das Literaturinstitut. Für die Neuorganisation des gesamten Bibliothekssystems der Universität Leipzig bildeten diese organisatorisch-institutionellen Maßnahmen und eine dazugehörige Reihe von begleitenden Bauvorhaben zentrale Voraussetzungen für ihren Wiederaufbau – nicht nur, aber auch, in baulicher Hinsicht.
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