Zum Untermenü Springen Sie zum Katalogsuchfeld Springen Sie zum Website-Suchfeld Springen Sie zur Seite mit Informationen zur Barrierearmut Springen Sie zum Inhalt
Seitenleiste öffnen/schließen

Nachlässe

Der Leipziger Maler Werner Tübke (1929–2004) skizzierte 1963 das vom Leipziger Drehmaschinenwerk bestellte Gemälde 'Sozialistische Jugendbrigade'. 2010 wurden 24 Skizzen- und Tagebücher Tübkes von seiner Witwe der Universitätsbibliothek vermacht. Der Nachlass ist einer von über 300 in der Universitätsbibliothek.

Diese Skizze (Slider, Abb. 1) ist eine Vorarbeit zu Tübkes großem Gemälde 'Sozialistische Jugendbrigade', für das der Maler 1964 vom Kulturbund der DDR den Auftrag erhielt. Erste Skizzen stammen bereits aus den Jahren 1962/1963, darunter im so genannten 'Braunen Skizzenbuch' die später umgesetzte Variante. Diese zeigt die Brigade nicht – wie üblich – bei der Arbeit, sondern beim Feiern. Tübke zeichnete von jedem Mitglied der Bildkomposition einzelne Porträts. Im ausgeführten Gemälde (heute im Bestand des Museums der Bildenden Künste, Leipzig) ist ein früheres Gemälde Tübkes, 'Fünf Kontinente' (1958) aus dem Leipziger Hotel Astoria im Hintergrund zu erkennen. Die 'Sozialistische Jugendbrigade' feiert also im besten Hotel der Stadt.
Die DDR nutzte, wie die Sowjetunion, die Kunst als Mittel zur Erziehung des Volkes. Eine positive Darstellung des Sozialismus wurde gewünscht. Für die Künstler bedeutete Auftragskunst zwar relative Auftragssicherheit, allerdings oft um den Preis einer Anpassung.
In der DDR standen Arbeiterinnen und Arbeiter besonders im Blickfeld. Sie werden durch Idealisierung und Typisierung zu positiven Helden. Das Brigadebild stützte diese Konvention, idealerweise durch die Darstellung der Werktätigen bei der Arbeit. Tübke folgte allerdings nur wenig den offiziellen Erwartungen an seine Kunst, sondern kultivierte einen manieristischen Realismus ohne sozialistisches Pathos.

Die großzügige Schenkung von insgesamt 12 Skizzenbüchern und 12 Tagebüchern Werner Tübkes wurde der Universitätsbibliothek im Juni 2010 gemacht. Stifterin Brigitte Tübke-Schellenberger hatte im Jahr 2007 das bis dahin unbekannt gebliebene Konvolut im Schreibtisch ihres Mannes entdeckt.
Werner Tübke gilt als Traditionalist unter den deutschen Malern des 20. Jahrhunderts. Seine hinterlassenen Skizzen- und Tagebücher dokumentieren den Zeitraum von 1950 bis 2001. Die Themen der Skizzenbücher erstrecken sich auf die unterschiedlichsten Aspekte seines künstlerischen Schaffens, von der menschlichen Physiognomie bis zu kunsttheoretischen Studien. Im Jahr 1955 tritt Tübke eine Stelle an der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) in Leipzig an. Im Jahr 1964 folgt eine Einstellung als Dozent, und 1972 wird er schließlich Professor der Hochschule.
Etliche Skizzenbücher schildern auch Reisen, etwa in die Sowjetunion 1961–1962. Später folgten Reisen nach Italien, Frankreich, Griechenland, in die BRD und die USA. Auf diesen Reisen notierte der Künstler in seine Skizzenbücher Eindrücke und spontane Ideen.

Die Universitätsbibliothek verwahrt über 300 Nachlässe und Teilnachlässe von Personen, Archiven und Institutionen. Nachlässe betreffen die Leipziger Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte sowie weitere Bereiche der Kultur. Die Materialien reichen vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart hinein. Wichtige Nachlässe sind etwa die des Literaturwissenschaftlers Johann Christoph Gottsched (1700–1766), des Juristen Friedrich August Biener (1787–1861), des Mediziners und Philosophen Gustav Theodor Fechner (1801–1887), des Orientalisten Heinrich Leberecht Fleischer (1801–1888), des Theologen Konstantin von Tischendorf (1815–1874), des Physikers Otto Heinrich Wiener (1862–1927) und des Zeitungswissenschaftlers Karl Bücher (1847-1930). Auch in jüngerer Zeit kamen bedeutende Nachlassbestände in die Universitätsbibliothek. Hervorzuheben ist der Nachlass des Leipziger Musikers und Komponisten Julius Klengel (1859–1933), des Musikers und Musikwissenschaftlers Hans Grüß (1929–2001) und die Skizzenbücher des Malers Werner Tübke (1929–2004). Erwähnung verdienen bei den Künstlernachlässen auch die Unterlagen des Komponisten Franz von Holstein (1826–1878), des Gesangslehrers und Chorleiters Carl Friedrich Zöllner (1800–1860) und des Dichters Wilhelm Gerhard (1780–1858).
Besonders die in Nachlässen enthaltenen umfangreichen Briefsammlungen sind Dokumente mit hohem historischen Wert. Den größten Umfang besitzt der Briefwechsel der Germanisten und Herausgeber des Literarischen Centralblattes Eduard Zarncke (1857–1936) und Friedrich Karl Theodor Zarncke (1825–1891) mit rund 25.000 Dokumenten. 9.000 Briefe finden sich im Nachlass Wilhelm Streitbergs (1856–1925), der als Herausgeber der Indogermanischen Forschungen als einer der Gründungsväter der modernen Sprachwissenschaft gilt. Auch der Briefnachlass des Assyriologen Heinrich Zimmern mit 3.500 Briefen, die mehr als 3.000 Schreiben an den Nationalökonomen Wilhelm Stieda, die 4.000 Briefe des Historikers Erich Brandenburg, die 5.400 Briefe des Nordisten Eugen Mogk, die 3.500 Briefe an den Juristen Gustav Hänel (1792–1878), die 4.800 Briefe an den Botaniker Gustav Kunze (1793–1851) oder die 6.000 Briefe des Indologen Johannes Hertel zeugen von der Weltgeltung deutscher Universitäten in der zweiten Hälfte des 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Bis in das späte 16. Jahrhundert reichen die 3.600 Briefe des Zerbster Superintendenten Wolfgang Amling (1542–1606) zurück.

Unter den Archivbeständen, die an der Universitätsbibliothek aufbewahrt werden, sind an erster Stelle die Verlagsarchive zu nennen. Mehr als 70.000 Dokumente umfasst das historische Archiv des Felix Meiner Verlags. Der Felix Meiner Verlag war und ist der führende philosophische Fachverlag Deutschlands, weltweit bekannt durch seine Reihe 'Philosophische Bibliothek'. 1911 von Felix Meiner in Leipzig gegründet, umfasst das Archiv die Verlagsunterlagen zwischen 1944 und 1968. Ältere Akten sind im Zweiten Weltkrieg verloren gegangen. Eine herausragende Sammlung besitzt die Universitätsbibliothek mit dem Archiv des Karl Quarch Verlags, der 1919 gegründet wurde und auf die Herstellung druckgraphischer Werke spezialisiert war. Er war der einzige Verlag der DDR, der nicht verstaatlicht wurde. Das umfangreiche Archiv enthält nicht nur die noch erhaltenen Akten, sondern auch eine umfangreiche Sammlung von Typenmaterial und Druckstöcken sowie die Reste der Verlagsproduktion. Ebenfalls zu erwähnen sind die Archive der J. C. Hinrichs'schen Verlagsbuchhandlung und der Diederich’schen Verlagsbuchhandlung, die in Leipzig ansässig waren.
Neben Nachlässen und Verlagsarchiven gibt es die Unterlagen wissenschaftlicher Gesellschaften. Wissenschaftsgeschichtlich hochrangig ist das Archiv der Jablonowskischen Gesellschaft der Wissenschaften. Die Gesellschaft wurde 1769 von dem polnischen Adligen Józef Aleksander Fürst Jabłonowski (1711–1777) gegründet und hatte ihren Sitz in Leipzig. Aus dem 17. Jahrhundert stammen die Protokollbände der gelehrten Gesellschaften 'Collegium Gellianum', das von 1641 bis 1673 exisitierte, und des 1655 gegründeten 'Collegium Anthologicum' an. Aus jüngerer Zeit stammen die Unterlagen der 'Leipziger Journalgesellschaft' (1768 gegründet), der 'Historisch-Theologischen Gesellschaft' (1814 gegründet), des 'Leipziger Evangelischen Missionsvereins' (1820 gegründet) und der 'Gesellschaft für Geburtshülfe' (1854 gegründet).
2011 kam das Tanzarchiv Leipzig in die Universitätsbibliothek. Hervorgegangen aus einem Institut der Akademie der Künste der DDR, ist es der historischen Dokumentation des Tanzes gewidmet.

Brief von Joseph Partsch an Karl Bücher, 4. August 1912 (Slider, Abb. 2)
[NL 182/P 45-48]
Joseph Partsch (1851–1925), Professor für Geographie an der Universität Leipzig, reiste 1912 nach Amerika zur 'American Geographical and Statistical Society'. Von Bord des Dampfers 'Amerika' aus richtete Partsch ein Schreiben an Karl Bücher (1847–1930), Professor für Nationalökonomie an der Universität Leipzig, in dem er ihn grüßte und gute Wünsche für die Zukunft sandte. Für den Brief nutzte er das Briefpapier der Reederei 'Hamburg-Amerika-Linie'.


Ferrotypie mit Bildnis von Otto Geibel und Julius Klengel, 1895 (Slider, Abb. 3)
[NL 252/N 25]
Der Leipziger Musiker und Komponist Julius Klengel (1859–1933) ließ sich 1895 im Krystallpalast, zu dieser Zeit die größte Vergnügungsstätte Deutschlands, zusammen mit Otto Geibel fotografieren, über den nichts weiter bekannt ist. Bei der Fotografie handelt es sich um eine Ferrotypie, bei der eine Kollodiumschicht, die sich auf einem dunkel lackierten Eisenblech befindet, belichtet und entwickelt wird. Da bei diesem Verfahren die Eisenplatte direkt belichtet wird, sind keine Kopien möglich und alle Ferrotypien sind Unikate.


Georg Zachariae: Bleistiftzeichnung eines Kampfes, März 1849 (Slider, Abb. 4)
[NL 297/2/2/Nr. 17]
Georg Zachariae (1825–1858) studierte an der Leipziger Akademie und betätigte sich als Zeichenlehrer. In den 1840er und 1850er Jahren unterrichtete er verschiedene Mitglieder der Familie Grabau in Leipzig-Leutzsch. Über die Sammlungen der Familie Wustmann, die mit den Grabaus verwandt waren, gelangte das Blatt in die Universitätsbibliothek. Die Bleistiftzeichnung diente als Entwurf für eine größere Arbeit und ist signiert mit 'G. Zachariä, März 1849'.


Rundschreiben des Verlegers Friedrich Schoell, 1. Juli 1806 (Slider, Abb. 5)
[NL 268/3/148]
Der Buchhändler Friedrich Schoell (1766–1833), Inhaber der in Paris ansässigen Firma 'Levrault, Schoell et Co.', verkaufte sein Unternehmen 1806 an die Basler Buchhandelsfirma 'Thurneyssen'. In einem gedruckten Rundschreiben, hier gerichtet an den Leipziger Buchhändler Georg Voss (1765–1842), gab er den Verkauf den deutschen Buchhändlern bekannt. Teile der Verlagskorrespondenz der Vossischen Buchhandlung werden in der Universitätsbibliothek aufbewahrt.


Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen: Bestätigung des Testaments Martin Luthers, 11. April 1546 (Slider, Abb. 6)
[Rep. III 20a, Bl. 9]
Zu den wertvollsten Preziosen der Universitätsbibliothek gehört die Sammlung von Dokumenten aus dem Besitz der Familie Martin Luthers (1483–1546). Darunter befindet sich auch eine Pergamenturkunde des sächsischen Kurfürsten Johann Friedrich (1503–1554) für Katharina von Bora, Luthers Ehefrau, (1499–1552), mit der das Testament Martin Luthers bestätigt wurde.